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Der Tag davor.
Auch wenn es bereits die 19. USA-Reise ist, sorgt sie immer noch für eine Portion Kribbeln im Bauch. Die Vorfreude altbekanntes wiederzusehen und Neues zu entdecken. Koffer, Handgepäck und Fotorucksack sind gepackt. Am Abend wird noch der Online Check-in ausgeführt und die Boardkarten auf das Smartphone geladen. Die Wettervorhersage passt auch ...



1. Tag   NÜRNBERG › FRANKFURT › LOS ANGELES

Abflug
Meine Lebensgefährtin fährt mich zum Nürnberger Flughafen. Am Airport Nürnberg geht es gemütlich zu. Da reicht es sogar, wenn ich erst eine Stunde vor Abflug am Schalter bin. Nicht einmal das Handgepäck wird gewogen, obwohl der Fotorucksack deutlich die acht Kilogramm überschreitet. Ein kurzer Blick in den Fotorucksack und dann darf ich meine Sachen zusammenpacken. Im Handgepäck habe ich alles dabei, sollte der Koffer „verloren” gehen – Laptop, iPad, Taschenlampe, Reiseapotheke, Ladegeräte und sonstiges. Der Airbus A319 startet überpünktlich zum 30-minütigen Flug nach Frankfurt. Ich suche gleich das Gate Z auf, und vertreibe mir die Zeit bis zum Boarding in der Lounge. Es gibt Joghurt Pfirsich-Maracuja mit Cornflakes und eine Banane zum Frühstück.

Das Boarding geht zügig vonstatten. Nachdem ich das Handgepäck verstaut habe, mache ich es mir auf dem Sitzplatz bequem. Mit 25 Minuten Verspätung startet der Airbus A340 nach Los Angeles. Zur Begrüßung gibt es ein Gläschen Billig-Sekt. Aus der Speisekarte wähle ich Steckerlfisch, Kalbsschnitzel und Bayrische Crème. Ich stochere lustlos auf dem Teller herum. Zwei, drei Bissen und dann lege ich das Besteck auch wieder beiseite. Das ist ungenießbares Kantinenfutter, Note sechs. Der Nachmittagsschlaf tut gut, denn es wird noch ein sehr langer Tag. Vor der Landung gibt es noch ein kleines Mittagessen. Champignon-Shiitake-Suppe mit Sahne und Kräutern, Blattsalate mit marinierten Shrimps, Gurken, Tomaten und Basilikumdressing, sowie ein Zwetschgen-Streuselkuchen mit Zimtsahne. Das ist immerhin eine Klasse besser als das erste Mittagessen.

Ankunft
Der Landeanflug auf Los Angeles ist immer wieder ein Erlebnis – beeindruckend die Aussicht auf das schier endlose Häusermeer. Pünktlich um 13.05 Uhr landet der Airbus 340 auf dem Los Angeles International Airport. Das Einreiseprozedere verläuft sehr, sehr zügig. Den Pass einscannen, Fingerabdruck machen, ein Selfie machen, wieder in die Warteschlange einreihen, dem Immigration Officer (keine Fragen seinerseits) einen guten Tag sagen, das alles dauert vom Ausstieg bis durchwinken exakt fünfzehn Minuten. Rekord bei meiner Einreise über Los Angeles. Der Koffer kommt bereits kurze Zeit später, jetzt muss ich nur noch den Mietwagen abholen. Ein weißer Nissan Rouge kommt gerade aus der Waschanlage in die Choice Line gefahren. Mit nur 2005 Meilen genau der richtige Wagen. Nicht zu klein und nicht zu groß, genau richtig für die Stadt. Ich klemme das iPad ans Lüftungsgitter, starte das Navi und jetzt beginnen 23 Feinschmecker-Tage. Für musikalische Unterhaltung ist bestens gesorgt, die mobile Jukebox ist prall gefüllt. L.A. Woman von The Doors tönt aus den Lautsprechern.

City of Angels
Los Angeles ist aufregend, rasant, experimentell. Nichts beschreibt die Metropole besser als der vielzitierte Spruch: „Nichts ist von Dauer, alles ist ständig im Wandel.” Die kalifornische Metropole ist ein Verbund von 88 Städten mit über zehn Millionen Einwohnern, zusammengehalten von einem Konstrukt aus Avenues, Boulevards und Freeways. Größtenteils flach und breit erstreckt sich L.A. auf über siebzig Meilen, umgeben von zwei Bergketten, im Norden die San Gabriel Mountains und im Osten die Santa Ana Mountains. Aufgrund der Erdbebengefahr durften bis 1958 die Häuser nur bis zu einer Höhe von vierzehn Stockwerke gebaut werden. Die Stadt wuchs nicht wie andere Großstädte Amerikas in die Höhe, sondern in die Breite. Mitte des 20. Jahrhunderts entstand die wegweisende moderne Architektur in Los Angeles. Die teils atemberaubende Architektur verteilt sich weitläufig von Downtown Los Angeles bis nach Santa Monica. Leider hat 9/11 dazu geführt, dass der Zugang zu Gebäuden stark erschwert wird. Vormals öffentliche Bereiche wurden geschlossen oder sind nur noch mit hohen Sicherheitsauflagen zugänglich.

Spitze
Es ist mein achter Aufenthalt in Los Angeles. Im InterContinental Los Angeles Downtown werde ich die ersten vier Nächte übernachten. Das Fünf-Sterne-Hotel (889 Zimmer/Suiten) belegt die 31. bis 73. Etage im Wilshire Grand Center. Das Wilshire Grand Center wurde im Juni 2017 nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet und ist mit 335 Meter Höhe das höchste Gebäude an der Westküste. Self Parking ist nicht möglich, entweder Valet-Parking in Anspruch nehmen oder in einer benachbarten Parkgarage parken. Ich entscheide mich für die bequeme Variante. Zuerst muss ich zum Check-in in die 70. Etage. Nur von dort der Lobby ist der Zugang zur den jeweiligen Etagen möglich. Nachdem ich die Formalitäten erledigt habe, geht es mit einem anderen Lift hinunter in die 65. Etage.

Endlich auf dem Zimmer angekommen, packe ich die Koffer aus und genieße die herrliche Aussicht auf Downtown. Das Executive King (65 m²) ist komfortabel eingerichtet: Kingsize-Bett, 49" HDTV, lautlose Klima, bodentiefe Fenster, riesiges Badezimmer und die üblichen Annehmlichkeiten. Sonst bemängele ich die wenigen Steckdosen in Hotels, hier dürfte es mit fünfzehn freien Anschlüssen keine Probleme geben. Es gibt es nahezu keine Schalter, sondern das Licht und die Klimanlage werden über eine Tastatur am Eingang und am Bett gesteuert.

In der 73. Etage befindet sich das Spire 73, die höchste Rooftop Bar in den USA. Die 360-Grad-Aussicht auf Los Angeles und die San Gabriel Mountains muss toll sein, aber mein Verlangen das Spire 73 aufzusuchen, hält sich in Grenzen. Wer die schönste Aussicht auf Downtown Los Angeles sehen möchte, sollte die Aussichtsplattform im US Bank Tower oder eine Rooftop Bar aufsuchen. Da fallen mir Mama Shelter, The Rooftop at The Standard Downtown oder die SkyBar im Mondrian ein. Mein Favorit ist immer noch das Perch, herrliche Aussicht und das alles in lockerer Atmosphäre. Ich packe die Kamera in die Fototasche und mache einen Spaziergang durch Downtown. Direkt neben dem Hotel befindet sich das Einkaufszentrum FIGat7th. Ich kaufe mir dort eine Tourist-SIM für mein iPhone, nützlich für Citymapper, Lyft und Uber.

Theatermeile
Keine andere Stadt der Welt ist so eng mit Film und Fernsehen verbunden wie Los Angeles. Innerhalb sechs Straßenblocks entlang des Broadway befindet sich die größte Ansammlung von historischen Filmtheatern: Million Dollar Theatre, Globe Theatre, Los Angeles Theatre, Orpheum, Tower Theatre, The Theatre at Ace Hotel und Palace Theatre. Von außen schauen die Theater heruntergekommen aus, aber innen ist noch die verschwenderische Pracht von damals zu sehen. Das schönste Theater ist das Los Angeles Theatre (1931), wo gelegentlich noch Kinofilme gezeigt werden. Das Tower Theatre wird zu einem Apple Store umgebaut. Auch wenn die Originalstruktur des Gebäude erhalten bleibt, ist es schade um das Original.

Das Westin Bonaventure Hotel (Baujahr 1976) mit seinen schlanken Glastürmen ist eines der bekanntesten architektonischen Wahrzeichen in Los Angeles. Es ist der größte Hotelkomplex in Los Angeles, dem man das Alter von über 40 Jahre überhaupt nicht ansieht. Das Hotel war Drehort in vielen Filmen und TV-Serien, unter anderem Heat, Interstellar, Lethal Weapon, Rain Man, True Lies.

Das Hollywood Sign zählt bekanntlich zu den weltweit berühmtesten Wahrzeichen. Die originale Holzkonstruktion wurde 1923 errichtet und 1978 durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Möglich wurde der Wiederaufbau durch eine vom damaligen Playboy-Verleger Hugh Hefner initiierte Spendenaktion. Ein Selfie vor dem Hollywood Sign ist schon lange nicht mehr möglich. Das Gelände wird rundum die Uhr überwacht und wer riskiert schon für ein Selfie eingebuchtet zu werden. Nun ja, Dumme gibt es immer wieder! Von der Hotellobby kann ich es direkt sehen. Der Aufstieg über den Burbank Peak Trail hinauf zu Doowylloh reizt mich. Mal sehen, wie ich morgen darüber denke.

DTLA
Tagsüber ist Downtown Los Angeles ein sicherer Ort. Sobald es finster wird, ein Treffpunkt von Obdachlosen, Junkies und Drogendealer. Das gilt insbesondere für das Viertel Skid Row, nördlich der 7th Street zwischen S Main und S Alameda. Wenn ich angesprochen werde, habe ich immer einen Standardsatz parat. Niemals das Falsche sagen! Solche Situationen können schnell eskalieren und das betrifft nicht nur Touristen. Gerade die Nacht macht den Reiz von Los Angeles aus. Ich stehe vor dem John Ferraro Building aka LADWP. Die fünf Buchstaben stehen für das Los Angeles Department of Water and Power. Das LADWP ist das größte kommunale Versorgungsunternehmen in den Vereinigten Staaten, und versorgt die Einwohner und Unternehmen in Los Angeles und die umliegenden Gemeinden mit Wasser. Leider wird gerade die umlaufende Wasserumrandung renoviert und somit fällt gleich der erste Fotospot sprichwörtlich ins Wasser.

Gute Nacht
Eigentlich wollte ich den Abend im Mezzanine verbringen. Die Eröffnung des Restaurant Mezzanine und Hotel NoMad war das Gesprächsthema in der Gastronomieszene. Es ist das erste Restaurant, dass Daniel Humm, Chefkoch und Miteigentümer des Drei-Sterne-Restaurant Eleven Madison Park und sein Geschäftspartner Will Guidara außerhalb von New York City eröffneten. Das Mezzanine befindet sich im NoMad Los Angeles, ein Luxushotel im Stil der neoklassischen 1920er Jahre im historischen Gebäude Giannini Place, ehemals die Bank of Italy. Ich habe keine Lust jetzt noch eine Stunde im Restaurant zu sitzen, ich gehe stattdessen ins Counter Burger. Ich bestelle den Counter Burger (All-Natural Beef • Provolone • Tomatoes • Lettuce Blend • Fried Onion Strings • Sautéed Mushrooms • Garlic Aioli • Brioche Bun) mit Fritten und Coke. Nicht schlecht für das erste Abendmahl. Zurück an der Hotelbar nehme ich noch einen Tomcat Negroni Drink (Bar Hill Tom Cat Gin • Campari • Carpano Antica), in der Hoffnung damit etwas länger schlafen zu können. Nach über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen, bin ich hundemüde und will jetzt nur noch ins Bett.