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Der Tag zuvor ...
Auch wenn es schon die 18. USA-Reise ist, sorgt es immer noch für eine Portion Kribbeln im Bauch. Die Vorfreude altbekanntes wiederzusehen und Neues zu entdecken. Die Check-Liste ist abgearbeitet. Koffer, Handgepäck und Fotorucksack sind gepackt. Am Abend wird noch der Online Check-in ausgeführt und die Boardkarten auf das Smartphone geladen. Die Wettervorhersage sagt für Boston sonnige 27° C voraus.

1. Tag:  NÜRNBERG › ZÜRICH › BOSTON › MARBLEHEAD › SALEM

Meine Lebensgefährtin fährt mich am Morgen zum Nürnberger Flughafen. Ein Stau kommt gerade zur Unzeit – wir fahren sicherheitshalber eine andere Strecke zum Flughafen. An der Sicherheitskontrolle gibt es das volle Programm. Zuerst Scanner plus Leibesvisitation, anschließend wird noch der Fotorucksack und das Handgepäck gefilzt. In dieser Hinsicht ist das Nürnberger Sicherheitspersonal sehr gründlich. Nach diesem lästigen Prozedere gibt es über dem Flughafen Zürich den nächsten Stau. Der Abflug der Avro RJ100 verzögert sich deswegen um eine halbe Stunde. Um kurz vor elf Uhr geht es endlich los. Der Flieger dreht über Donaueschingen noch einige Schleifen und das sorgt für weitere fünfzehn Minuten Verspätung. Anstatt wie geplant um 11.05 Uhr, komme ich erst um 12 Uhr in Zürich an und das Boarding für den Weiterflug nach Boston beginnt schon fünfzehn Minuten später. Der Business-Class-Shuttle steht bereit und bringt mich und zwei weitere Personen sofort zum Terminal. Gott sei Dank gibt es an der Passkontrolle keinen Stau. Gehetzt komme ich am am Abfluggate E19 an. Ich bin gespannt, ob der Koffer auch mitkommt.

Nachdem ich es mir gerade bequem gemacht habe, wird auch schon die Speisekarte vorgelegt. Auf der Karte stehen drei Vorspeisen und vier Hauptgänge zur Wahl. Ich bestelle Fisch und Fleisch. Ich probiere zwei Bissen von der Vorspeise. Das ist ein Anschlag auf sensible Geschmacksnerven. Optisch durchaus ansprechend angerichtet, aber geschmacklich übelstes Kantinenfutter. Der Saibling und die Beilagen schmecken so kalt, als wäre sie gerade der Tiefkühltruhe entnommen worden. Aromen kann ich keine einzigen herausschmecken. Furchtbar! Vielleicht bin ich auch zu kritisch und sollte künftig auf Speisen an Bord verzichten. Dagegen kann man den vollmundigen 2013er Roquette & Capes durchaus trinken. Ich befürchte schon das schlimmste, als der Hauptgang serviert wird, aber ich werde angenehm überrascht. Das Rindsfilet hat einen saftigen rosa Kern und die Konsistenz ist auch okay. Der Käse ist leider nur mittelmäßig, während das Dessert ganz ordentlich ist.

Auf die letzte Mahlzeit vor Ankunft, verzichte ich gerne. Der Einzelplatz (A6) ist komfortabel und bietet viel Privatsphäre. Nach einem Nachmittagsschlaf komme ich nach acht Stunden Flugzeit entspannt in Boston an. Pünktlich um 15.20 Uhr landet der Airbus A330-300 auf dem Boston Logan International Airport. Die Immigration am Automat ist in Nullkommanix erledigt. Wieder in die Schlange einreihen, dem Officer guten Tag sagen, den Koffer aufsammeln, Mietwagen abholen. Ein silberner Jeep Patriot 4x4 mit 1516 Meilen steht auf dem Parkdeck. Vom Ausstieg aus dem Flugzeug bis Ausfahrt aus der Mietwagenstation ist das Procedere mit 54 Minuten sehr zügig abgelaufen.

Sommerliche Temperaturen und ein nahezu wolkenfreier Himmel erwarten mich in Boston. Das Gepäck ist verstaut, das iPad mini ist montiert, Marblehead als erstes Ziel eingegeben – jetzt kann die 29-tägige Rundreise durch Neuengland starten. Die 15 Meilen von Boston bis nach Marblehead gestalten sich zähflüssig und ich bin froh als ich endlich aus Boston heraus bin. Das Küstenstädtchen mit seinen 20.000 Einwohnern liegt auf einer Halbinsel und vorgelagerten Landenge. Marblehead besitzt eine der am besten erhaltenen Historic Districts in den Vereinigten Staaten. Sehenswert ist die Abbot Hall und die Kolonialhäuser entlang der Front, State und Washington St. Das Old Town House (1727) aka Marblehead’s Cradle of Liberty wird noch heute für Versammlungen genutzt. Von Fort Sewall hat man einen schönen Ausblick auf die Boote im Hafen von Marblehead. Ich kann sie gar nicht zählen, aber es dürften weit über einhundert Boote sein.

Unweit von Jimmy Lanes Cove befindet sich das Restaurant 5 CORNERS KITCHEN. Küchenchef Barry Edelman offeriert New American mit einem Schuss französische Haute Cuisine. Ich bin froh, dass ich einen Tisch reserviert habe, denn das Restaurant ist um 20.30 Uhr immer noch bis auf dem letzten Platz besetzt. Ich bestelle Sea Food aus der Abendkarte. Das Ambiente ist sehr gemütlich, wenn auch etwas laut. Die drei Gänge schmecken sehr lecker und es ist der passende Einstieg in die kulinarische Reise durch Neuengland. Von Marblehead ist es nur ein Katzensprung bis nach Salem, genauer gesagt weniger als vier Meilen.

Salem ist ein geschichtsträchtiger Ort in den Vereinigten Staaten. Die Hexenprozesse im Jahr 1692 brachten Salem auch den Namen „Witch City” ein. Salem ist auch der Geburtsort der Nationalgarde, wo 1637 zum ersten Mal ein Regiment der Miliz zur Verteidigung aufgestellt wurde – Marblehead ist der Geburtsort der US Navy. Eine Besichtigungstour durch Salem ist nicht vorgesehen. Man kann eben in einem vorgegebenen Zeitrahmen nicht alles ansehen. Abgesehen davon finde ich Marblehead sehenswerter als Salem. Im historischen Hawthorne Hotel, benannt nach dem Schriftsteller Nathaniel Hawthorne, verbringe ich die erste Nacht. Viele berühmte Persönlichkeiten aus Politik und Film waren Gäste in diesem Hotel. Das Hawthorne wurde mit dem „Best US City Center Historic Hotel” Award von Historic Hotels of America ausgezeichnet. Bevor ich müde ins Bett falle, sehe ich mir noch die Wettervorhersage an. Die nächsten Tage soll die 28-Grad-Marke erreicht werden.


Strecke: 36 Meilen +++ Unterkunft: Hawthorne Hotel, Salem +++ Wetter: 27 Grad C, wolkig



2. Tag:  SALEM › ROCKPORT › EXETER › PORTSMOUTH

In den frühen Morgenstunden fahre ich hinaus zum Cape Ann. Die Halbinsel Cape Ann liegt dreißig Meilen nordöstlich von Boston und ist berühmt für einst malerische Fischerdörfer und Künstlerkolonien. Die Orte Gloucester, Essex, Manchester-by-the-Sea und Rockport befinden sich auf der Halbinsel. Da ich Gloucester schon besucht habe, fahre ich direkt weiter nach Rockport. Manchester-by-the-Sea mit seinem wunderschönen Naturhafen muss ich aus Zeitgründen leider sausen lassen. Bearskin Neck und Halibut Point State Park sind die Highlights in Rockport. Am Bearskin Neck standen früher alte Fischerhütten, heute ist es eine Ansammlung von hübsch herausgeputzten Restaurants, Shops und Galerien. Der aufdringliche Kommerz gefällt mir nicht.

Motif No.1, eine Replika einer alten Fischerhütte, findet sich auf vielen Gemälden und Zeichnungen wieder. Ob es „The most painted Building in the United States” ist? Der rötliche Morgenhimmel über Rockport ist traumhaft, leider ist Motif No.1 ein Sunset-Spot. Bevor die Besucher einfallen, bin ich auch schon wieder weg. Auf über 440 Mio. Jahre altem Granit steht Halibut Point. Von 1840 bis 1929 wurde auf der Babson Farm der Granit abgebaut. Im Beobachtungsturm befindet sich heute der Visitor Center des Halibut Point State Park. Mit einem Superweitwinkel bekommt man die Babson Farm Quarry formatfüllend ins Bild.

Von Rockport bis zum Tagesziel Portsmouth sind es auf der kürzesten Route nur 53 Meilen, aber der Umweg entlang der Küste von Massachusetts bis zu den Sandstränden von New Hampshire ist um einiges sehenswerter. Entlang dieser Strecke gibt es unzählige Fotogelegenheiten, u.a. Parker River National Wildlife Refugee, Jenness Beach, Odiorne Point State Park, Rye Harbor State Park, Wallis Sands State Beach, sowie die Ortschaften Essex, Exeter, Hampton und Newburyport. Alle Highlights an einem Tag ansehen? Selbst im Schnelldurchlauf ist das unmöglich. Zwei Tage sind für diese Strecke und Sehenswürdigkeiten durchaus angemessen. Da ich erst 2013 auf dieser Route unterwegs war, fahre ich nur jene Orte an, die ich damals ausgelassen habe: Rockport, Exeter und Wallis Sands State Beach.

Das im Jahr 1638 gegründete Exeter am Squamscott River ist neben Hanover und Littleton die schönste Kleinstadt in New Hampshire und darf auf keiner Neuenglandreise fehlen. Es ist herrliches T-Shirt-Wetter, bereits am Vormittag hat es 23 Grad C. Der eine oder andere Smalltalk mit Einheimischen ergibt sich automatisch. Ich komme mit Susan ins Gespräch. Sie erzählt mir, dass ich zur Fall Foliage drei Wochen zu früh dran bin. Nun ja, ich bin auch nicht wegen der Fall Foliage in New Hampshire. Susan empfiehlt mir beiläufig das LANEY & LU. Also nichts wie hin. Frühstück und Mittagessen fallen zusammen. Es gibt Sandwich, Curry, Smoothie und Latte. Es ist alles sehr lecker und eine gesunde Alternative zum Classic American Breakfast. Eine sehr empfehlenswerte Breakfast-Lunch-Location.

Sehenswert ist das American Independence Museum im Ladd-Gilman House (1721), The Bandstand, Gilman Garrison House (1709), Town Hall (1855) sowie die historischen Häuser entlang der Water St. Wer sich für Geschichte interessiert, eine der Originalkopien der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wurde in Exeter gefunden und befindet sich jetzt im American Independence Museum, ebenso zwei Originalentwürfe der amerikanischen Verfassung. Unterwegs decke ich mich noch mit Getränkevorrat ein. Ein Großereignis ist das viertägige Seafood Festival in Hampton Beach am jeweils zweitem Septemberwochenende. Über 150.000 Besucher kommen zu diesem Schlemmer-Volksfest entlang des Ocean Boulevard. Gott sei Dank bin ich eine Woche zu spät dran. Viele Einheimische und Besucher sind bei diesen spätsommerlichen Temperaturen an den Stränden von New Hampshire.

In North Hampton Beach mache ich Halt am Beach Plum. Hier soll es die beste Lobster Roll in New Hampshire geben. Ich bin aber noch so satt, da geht beim bestem Willen nichts mehr rein. Der Strand ist schöner und nicht so überlaufen wie in Hampton Beach. Das gilt auch für die nachfolgenden Strände, wie Bass Beach oder Jenness Beach. Ein schöner Fotospot sind die Klippen am Wallis Sands State Beach. Ein angespültes Boot liegt am Strand. Woher es kommt, weiß niemand – ich nehme es als Fotomotiv.

Anschließend geht es nach Portsmouth. Es gibt einige schöne Fotospots in der Stadt, u.a. die Memorial Bridge, Piscataqua River und Strawberry Banke. Tipp: von der Route 1A auf die 1B abbiegen und über New Castle Island nach Portsmouth reinfahren. Der fünf Meilen lange Umweg lohnt sich – entlang der Strecke hat man zum Sonnenuntergang oder zur „Blauen Stunde” eine tolle Aussicht auf Portsmouth und Piscataqua River. Im THE WELLINGTON ROOM gibt es das Abendessen. Leider sind Pasta und Fleisch allenfalls Durchschnitt. Mehr Rafinesse und weniger Quantität wäre wünschenswert. Das hält mich auch davon ab noch ein Dessert zu bestellen. Trotz guter Kritiken kann ich das Restaurant nicht weiterempfehlen.


Strecke: 91 Meilen +++ Unterkunft: Quality Inn, Portsmouth +++ Wetter: 28 Grad C, heiter



3. Tag:   PORTSMOUTH › YORK › KENNEBUNKPORT › OLD ORCHARD BEACH › SACO

Bereits um fünf Uhr morgens bin ich wieder auf den Beinen. Ich fahre nochmals zur Memorial Bridge. Die Jogger laufen bereits über die Brücke. Ich mache noch paar Fotos und fahre anschließend zu Strawberry Banke. Es ist ein wunderschöner Sonnenaufgang über Portsmouth. Für einen kurzen Augenblick glänzt die Memorial Bridge golden im Licht der Morgensonne. Der herrliche Sonnenaufgang verheißt aber nichts Gutes. Der Wolkenhimmel zieht sich zu und es sieht so aus, dass ich die Regenjacke hervorkramen kann. Strawberry Banke aka South End Historic District in Portsmouth ist das älteste besiedelte Viertel in New Hampshire. Mehr als vierzig restaurierte Gebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert kann man dort besichtigen. Strawberry Banke fotografiert man am besten kurz nach Sonnenaufgang von Peirce Island Island. Nachmittags lohnt es sich nicht, die Häuserfront von Strawberry Banke liegt dann im Schatten und man fotografiert gegen die Sonne. Ich habe kein Glück, die Sonne versteckt sich hinter dichten Wolken und es wird nichts mit dem Sonnenaufgang über Strawberry Banke.

Über die Memorial Bridge fahre ich nach Maine. Der Bundesstaat Maine besteht aus acht Regionen. Die Küste ist aufgeteilt in The Maine Beaches, Greater Portland & Casco Bay, Maine’s Mid Coast und Downeast & Acadia. Mein erster Stopp ist in der Kleinstadt York. Hier befindet sich Cape Neddick Lighthouse aka Nubble Light, eine der schönsten Leuchttürme an der Ostküste. Der Leuchtturm wurde 1879 errichtet und ist heute noch im Betrieb. Die besten Fotobedingungen sind am späten Nachmittag, Sonnenuntergang und mit der kitschigen Beleuchtung bis in die Nacht hinein. Zu Sonnenaufgang hat man nur ein kleines Zeitfenster, dann liegt die Front im Schatten. Es sei denn es ist bewölkt, dann sind lohnt sich das fotografieren auch untertags. Die mit Algen übersäten Felsen sind je nach Gezeiten eine potenzielle Gefahrenquelle. Schon manch unachtsame Person ist auf dem glitschigen Untergrund ausgerutscht.

Die Route 9, beginnend vom Rachel Carson National Wildlife Refuge über Kennebunkport bis nach Old Orchard Beach, ist eine der schönsten Streckenabschnitte in Maine. An das hübsche Ogunquit habe ich nur beste Erinnerungen. Ein heftiger Regenschauer geht über Oguinquit nieder und es hat gegenüber dem Vortag merklich abgekühlt. Ich gehe frühstücken im Wild Blueberry – es gibt Blueberry Pancakes, Veggie Omelette und Kaffee. Maine Lobster ist die Delikatesse in Neuengland. Entlang der Küste gibt es Lobster Shacks, die Hummer und Krebse in allen Variationen zubereiten. Auf meiner Neuenglandreise 2013 gehörte Clam Shack in Kennebunkport zu den besten Lobster Shacks. Ich bin gespannt, ob die Lobster Roll (ein mit Hummerfleisch belegtes Hot Dog Brötchen) immer noch so gut ist. Ich reihe mich in die Warteschlange ein und warte geduldig bis ich die Bestellung aufgeben kann. Es gibt nichts zu meckern, es schmeckt lecker. In Richtung Bar Harbor gibt es noch zwei sehr empfehlenswerte Lobster Shacks: Five Islands Lobster Co. in Georgetown und Red’s Eats in Wiscasset.

Auch auf einer kulinarische Reise, muss es nicht immer ein Gourmet-Restaurant sein. Zwischendurch darf es auch mal das klassische American Diner sein. Wenn man in Wikipedia nach „Diner” sucht, findet man dazu folgenden Eintrag: „Ein Diner ist ein einfaches nordamerikanisches Restaurant, das sich meist außerhalb geschlossener Orte und Städte an Fernstraßen befindet und somit die Funktion einer Autobahnraststätte hat. Es hat sich Ende des 19. Jahrhunderts aus mobilen Imbissbuden entwickelt, für die ausrangierte Speisewagen der Eisenbahn benutzt wurden, die auf Englisch Dining Car heißen; daraus entstand als Abkürzung Diner.”
Hier einige Diner, die Recherche zufolge zu den besten Diner in Neuengland zählen. Kulinarischen Hochgenuss sollte man nicht erwarten, aber Classic American zu einem günstigen Preis.

Die Parkplatzsuche in Kennebunkport ist nervig. Wenn man nicht früh genug da ist, dann ist der einzige große Parkplatz besetzt und Kurzzeitparkplätze gibt es nur wenige. Ich möchte nicht wissen, wie chaotisch es in den Sommermonaten zugehen muss. Nach einem Spaziergang durch Kennebunkport mache ich mich auf dem Weg nach Old Orchard Beach. Auf dem Weg dorthin besuche ich noch die Snug Harbor Farm, Home Cemetery und das Wedding Cake House. Ich komme im Hampton Inn Saco/Biddeford in Saco an. Obwohl Kingsize gebucht, bekomme ich zwei Queensize-Betten. Ansonsten ist es ein schönes Zimmer, ein großes Bad mit begehbarer Dusche und vor allem sehr ruhig. Nach dem Check-in fahre ich nach Old Orchard Beach. Der Ort ist hässlich, hat aber einen meilenlangen Sandstrand. Anfang September ist die Saison schon beendet und die meisten Restaurants, Vergnügungsgeschäfte und Geschäfte sind bereits geschlossen. Umso trostloser wirkt die sonst im Sommer so belebte Old Orchard St.

Das Old Orchard Pier gehört zu den schönsten Piers in Nordamerika. Das Original aus dem Jahr 1898 war mit 556 Meter einst das längste Pier der Welt. Leider wurde es bereits im gleichen Jahr durch einen Sturm schwer beschädigt. 1909 wurde das Pier wieder in Mitleidenschaft gezogen und anschließend auf 251 Meter Gesamtlänge gekürzt. Während eines Schneesturms 1978 wurde das Pier vollständig zerstört. Das Old Orchard Pier, mittlerweile auf nur noch 150 Meter Gesamtlänge geschrumpft, wurde 1980 wieder eröffnet. Wenn man davor steht, kann man sich vorstellen, wie imposant das Original war. Das Pier ist aber auch gekürzt ein tolles Fotomotiv.

Je nach Jahreszeit ergeben sich interessante Bildkompositionen. Die aufgehende Sonne direkt unter dem Pier fotografiert man im Dezember, nur dann steht die Sonne parallel zum Pier. Das Pier zusammen mit der Milchstraße kann man zwischen März und Mai fotografieren. Nachtfotografie lohnt sich bei Ebbe, dann spiegelt sich das Pier im feuchten Sandstrand. Die Sommermonate Juni, Juli, August sollte man tunlichst meiden. Old Orchard Beach ist in diesen Monaten von Besuchern überlaufen, zudem steht die Sonne im ungünstigen Nordost-Winkel. Leider spielt das Wetter nicht mit und ich blase das Sunset-Shooting ab.

Das EARTH AT HIDDEN POND gehört laut diverser Restaurantführer und Food-Blogs zu den besten Restaurants in Maine. Chef Justin Walker legt Wert auf „Farm to Fork Cooking”, was auch immer das bedeuten mag. Ich habe einen Tisch für 21 Uhr reserviert. Selbst um diese späte Uhrzeit ist das Restaurant noch voll besetzt. Die Einrichtung mit viel Holz ist grandios. Ich traue meinen Augen nicht, auf der Speisekarte wird ein Ribeye für $165 angeboten. Ein Druckfehler? Nein, aber ich frage auch nicht nach was an diesem Ribeye so besonders ist. Ein preiswertes Restaurant passt auch nicht zu einem Luxus-Resort in dieser herrlichen Lage. Ich bestelle Pasta, Krustentier und Kuchen. Die Ravioli und Hummer sind prima, das Dessert ist sogar sehr gut. Trotzdem fallen mir zwei Dinge negativ auf: die enge Bestuhlung und die viel zu dunkle Beleuchtung. Ich habe Mühe mein Essen zu erkennen. Wer Fine Dining in einem tollen Ambiente schätzt, wird aber das Earth at Hidden Pond mögen.


Strecke: 75 Meilen +++ Unterkunft: Hampton Inn Saco/Biddeford, Saco +++ Wetter: 23 Grad C, Regenschauer, stark bewölkt