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15. Tag   YOUNTVILLE

Auf der Fahrt zum zweiten Private Wine Tasting komme ich durch St. Helena. Sehenswert ist das Richie Block Building, ein viktorianisches Gebäude aus dem Jahr 1892. Nächster Halt ist am Weingut Castello di Amorosa. Eine toskanische Burg aus dem 12. Jahrhundert in Kalifornien? Ja, aber es ist nur eine Kopie einer Burg, die 2007 gebaut wurde. Castello di Amorosa hat mehrere Wehrtürme, eine Kapelle, eine Kirche und sogar einen Burggraben. Haley hat von einem Besuch abgeraten. Es ist nur eine Touristenfalle und ich könnte das Geld auch gleich zum Fenster rausschmeißen. Ich halte mich dort nur für ein paar Fotos auf und fahre weiter ins Dry Creek Valley.

Ein lustiges Fotomotiv befindet sich auf der Soda Rock Winery. Die Stahlskulptur „Lord Snort” stellt ein galoppierendes mechanisches Wildschweins dar. Das massive zwölf Tonnen schwere Kunstwerk wurde Bildhauer Bryan Tedrick aus neuem und recyceltem Stahl gebaut. Auf dem jährlich stattfindenden Burning Man Festival in Nevada war es Ende August 2016 zu sehen, bevor es seinen Platz auf dem Weingut fand. Zu einer Weinprobe ist es noch zu früh und ich fahre weiter ins Alexander Valley.

Weinprobe, Teil 2
Heute besuche ich das kleine Weingut Reeves. Das Weingut gibt es erst sechs Jahre und liegt abgelegen auf einem Hügel im Dry Creek Valley. Ich komme alleine zum Private Tasting. John bringt zuerst einen 2017er Riesling aus dem Mendocino County. Ganz okay, aber ich bin kein Freund von Weißwein. Zwei Pinot Noirs folgen, die meinen Geschmack schon eher treffen. Nach einen 2016er Sonoma County Red Blend bringt John einen 2015er Mount Terraces Cabernet Sauvignon. Wow, dieser Rotwein, angebaut auf dem Moon Mountain, schmeckt elegant, fruchtig nach Brombeeren mit einem wunderbaren Finish. Warum schmeckt ausgerechnet der teuerste Wein am besten? Egal, ich nehme eine Flasche mit. Entlang der West Dry Creek Road gibt es unzählige schöne Motive, eine der schönsten Back Roads im Sonoma County.

Ich fahre über Lake Sonoma nach St. Helena. Ich lege einen Burger-Stopp im Gott's Roadside ein. Der California Burger (Patty von der Niman Ranch) ist belegt mit Spiegelei • Swiss Cheese • Zoe's Bacon • Rucola • Balsamico-Zwiebeln • Mayo, das alles auf einem getoasteten Egg Bun. Der Burger ist schmackhaft. Zwar nicht so gut wie der Office Burger in Culver City, aber allemal besser als Five Guys, In-N-Out Burger und wie diese Burger-Ketten sonst noch alle heißen. Außer in St. Helena gibt es Gott's Roadside noch in Napa, Marin, Palo Alto, Walnut Creek und zwei Mal in San Francisco. Nachmittags ist wieder T-Shirt Wetter angesagt, das Thermometer klettert auf 22 Grad C.

Weinprobe, Teil 3
Am Spätnachmittag mache ich bei HALL Wines noch eine Weinprobe. Mit einer 150-jährigen Geschichte zählt HALL Wines zu den bekanntesten Weingüter im Napa Valley. Das Gebäude alleine ist schon sehr imposant. Die Skulptur „Bunny Foo Foo” auf dem Gelände ist ein witziges Fotomotiv. Ein über zehn Meter hoher Hase, gefertigt aus poliertem Edelstahl. Zu Halloween ist der Hase mit einer Mütze dekoriert. Es gibt fünf Weine zum probieren, darunter die hoch bewerteten Cabernets Jack’s Masterpiece und Kathryn Hall, beide Jahrgang 2014. Da schmecke ich sofort den Unterschied zwischen den Cabs von Copain und Reeve. Preislich aber auch eine andere Liga, die Rotweine kosten zwischen $135 und $145.

Bistro
Für heute Abend habe ich einige Restaurants auf meiner Liste stehen. Auberge du Soleil, Bottega, Bouchon oder Charter Oak? Ich habe keine Lust mehr noch mit dem Auto zu fahren und bleibe lieber in Yountville. Thomas Keller besitzt neben der French Laundry noch drei weitere Lokalitäten in Yountville. Da wären das Casual-Dining-Restaurant Ad Hoc, die Bouchon Bakery und das Bistro Bouchon.

Ich laufe zum Bouchon und frage, ob es noch ein Plätzchen für mich gibt. Ich habe Glück, ein Tisch auf der Terrasse ist noch frei. Die Inneneinrichtung bedient das Klischee eines französischen Bistros, es ist dort eng und laut. Da fühle ich mich auf der Terrasse gleich viel wohler. Zum Einstieg ein „Port of Call” – Bual Madeira • Magellan Gin • Aperol • Fresh Lemon • Yellow Chartreuse. Dank Heizstrahler kann ich draußen noch im T-Shirt sitzen. Das Baguette ist kross und die Butter in bester Konsistenz. Die Suppe schmeckt wie eine französische Zwiebelsuppe schmecken muss. Das Hähnchen ist ebenfalls sehr lecker, außen kross und innen saftig. Das Dessert ist leider einfallslos, aber insgesamt finde ich die Küche recht gut.

16. Tag   YOUNTVILLE

Ballons
Rosa Wölkchen liegen über Yountville. Es ist richtig chillig, mehr als 6 Grad C dürfte es nicht sein. An verschiedenen Stellen im Ort starten die Heißluftballons zum Rundflug über das Napa Valley. Gegenüber der Bouchon Bakery starten heute vier Ballons, aber nichts auf dieser Welt würde mich dazu bringen in eine Ballongondel einzusteigen. Ich beobachte den Start lieber vom Boden aus. Bereits gestern habe ich die Ballons gesehen, heute fotografiere ich sie. Hier zeigt sich, dass es sich lohnt zwei Bodies dabei haben. Ich fotografiere abwechselnd mit dem Standard- und Teleobjektiv. Die Auflösung und Schärfe der Nikon D850 beeindruckt mich immer wieder, auch wenn das Rauschverhalten bei weitem nicht so gut ist, wie von der Nikon D5. Auch nördlich von der Bakery befindet sich ein Startpunkt, hier sogar auf dem Bahngleis.

Weinprobe, Teil 4
Nachdem ich in einer halben Stunde über zweihundert Bilder geschossen habe, gibt es endlich eine Kaffee zum aufwärmen und ein Cinnamon Apple Danish für den kleinen Hunger. Anschließend fahre ich zu Domaine Carneros. Das Weingut wurde 1987 vom französischen Champagner-Produzenten Taittinger gegründet. Champagner, Chardonnay und Pinot Noir werden hier angebaut. Das herrschaftliche Anwesen sieht aus wie ein kleines französisches Schloss. Ich mache das Grand Tasting mit zwei Chardonnay und zwei Pinot Noir. Der 2014er Chardonnay Le Rêve ist hervorragend, fruchtig mit einem wunderbar perligen Finish. Direkt gegenüber Domaine Carneros liegt di Rosa Gallery. Die Galerie ist sehenswert und das alles in einer wunderschönen Umgebung.

Auf dem Weg nach Petaluma halte am Diner Boxcar, ehemals Fremont Diner. Das klapprige Holzgebäude bekam einen weißen Farbanstrich und der verrostete Truck steht immer noch da. Kulinarische Leckereien erwarte ich hier nicht. Innen drin ist nur wenig Platz zum sitzen. Ich bestelle ein Nashville Hot Chicken und zum hinunterspülen eine Cola. Auch wenn ich das Fremont Diner vermisse, das Diner ist einen Stopp wert.

Petaluma
Petaluma, eine der ältesten Städte in Kalifornien, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts wegen ihrer geschäftigen Eierindustrie einst „Egg Basket of the World” genannt. Petaluma am Petaluma River war eine der wenigen Gemeinden in der Bay Area, die durch das Erdbeben von 1906 nicht beschädigt wurden. Das erkennt man im gut erhaltenen Downtown Petaluma, wo sich Boutiquen, Antiquitätenläden, Galerien und Restaurants in historischen Gebäuden befinden. Das Gebäude der ehemaligen Sonoma County Bank aus den 1920er Jahren beherbergt heute den Baker Creek Heirloom „Seed Bank” Store.

Petaluma ist aber auch als eine Foodie-Oase bekannt, von hier kommen der Cowgirl Creamery Cheese, McEvoy Ranch Olivenöl und ROCKY the Free Range Chicken. Petaluma diente auch als Drehort für Kinofilme, unter anderem American Graffiti, Peggy Sue Got Married, Basic Instinct, Scream, Pleasantville und noch einige mehr. Vor der Weiterfahrt zur nächsten Weinprobe besuche ich noch die katholische Kirche St. Vincent de Paul.

Weinprobe, Teil 5
Ich treffe zum Private Wine Tasting auf dem Weingut Whetstone Wine Cellars ein. Es ist ein entspannendes Vergnügen fünf Weine, zwei Weiße und drei Rote, zu kosten. Die Dame weiß Bescheid, dass ich von Haley empfohlen wurde und bietet das Private Tasting kostenlos an. Das kommt nicht in Frage, außerdem unterstütze ich gerne kleine Weingüter. Sie guckt überrascht, weiß aber meine Antwort zu schätzen. Nach der Weinprobe, bemerke ich das ein iPhone fehlt. Ich suche verzweifelt im Auto, aber dort liegt es auch nicht. Ich sortiere meine Gedanken, wo ich das iPhone liegen gelassen haben könnte. Es kommen nur Domaine Carneros oder das Diner Boxcar in Betracht. Beide Locations haben aber mittlerweile geschlossen. Ohne jetzt in Panik auszubrechen, werden ich morgen dort anrufen, ob mein iPhone gefunden wurde.

Silverado Trail
Die mit Eichenbäume gesäumte Landstraße erstreckt sich auf einer Länge von 29 Meilen zwischen Napa im Süden und Calistoga im Norden. Seinen Namen hat der Silverado Trail von den Quecksilberminen im nördlichen Napa Valley, Mount St. Helena und Lake Berryessa. Besonders fotogen ist der südliche Abschnitt zwischen Napa und Yountville. Da die Strecke an den Ausläufern der Vorgebirge verläuft, bietet der Trail eine schöne Aussicht auf Weinberge und Berge beidseitig der Straße. Ich komme auch an dem berühmten Weingut Stag’s Leap Wine Cellars vorbei. Wenn ich den Silverado Trail mit dem Sonoma Wine Country vergleiche, sagt mir letzteres mehr zu, insbesondere das Alexander und Sonoma Valley.

Tock Tock
Einige amerikanische Gourmet-Restaurants vergeben eine Reservierung nur noch über ein Prepaid-Ticket. Diese Form der Reservierung hat zuerst das Drei-Sterne-Restaurant Alinea in Chicago eingeführt. Prepaid-Tickets haben für Restaurants den Vorteil, dass sie Planungssicherheit haben. Das Problem leerer Tische, weil Gäste kurzfristig absagen, ist somit vom Tisch. Kann man aus irgendwelchen Gründen die Reservierung nicht wahrnehmen, ist der Betrag verloren. Die einzige Option das Ticket an eine andere Person zu übertragen, das dürfte aber auf einer Urlaubsreise keine praktikable Lösung sein.

The Restaurant at Meadowood
Die Vorfreude auf das Dinner im The Restaurant at Meadowood ist riesengroß. Das Drei-Sterne Restaurant gehört zum Hotel Meadowood und befindet in St. Helena östlich des Silverado Trail. Die Fahrt auf der kurvenreichen Straße durch einen Kieferwald ist schon ein Erlebnis. Aus dem Nichts taucht das Anwesen auf. Die Lage ist traumhaft und das ist noch untertrieben! anzusehen. Meadowood ist die einzige Location in Nordkalifornien das von Forbes mit einem Triple Five-Star Award (Hotel, Restaurant, Spa) ausgezeichnet wurde.

Einen strengen Dress-Code gibt es nicht, man darf auch ganz lässig mit Jeans erscheinen. Das Restaurant hat einen zweieinhalb Hektar großen Garten mit verschiedenen saisonalen Ernten, die sich im Menü wiederfinden. An der Inneneinrichtung hat man auch keine Kosten gespart, alles sehr elegant, ohne dekadent zu wirken. Ich bin etwas zu früh da. Ich werde auf ein Glas Champagner eingeladen. Die Tischaufteilung ist sehr großzügig bemessen, hier fühle ich mich viel wohler als im eng bestuhlten The French Laundry. Etwas mehr Licht wäre dennoch wünschenswert. Ein >>> Video das einen Eindruck vom Restaurantkonzept vermittelt. Frisch vom Garten bis zum Tisch.

Christopher Kostow, ein gebürtiger Chicagoer, kochte im George’s at the Cove in San Diego, Campton Place in San Francisco und Le Jardin des Sens in Montpellier, Frankreich. Nachdem Kostow im Chez TJ in Mountain View zwei Sterne errungen hatte, wechselte er 2008 zum The Restaurant at Meadowood. Seit 2011 besitzt das Restaurant drei Sterne. Drei Menüs stehen zur Auswahl – zwanzig Gänge für $500, zehn Gänge für $298 und drei Gänge für $90. Das 20-Gänge-Counter-Menü (zwei bis vier Plätze in der Küche) klingt verlockend, aber ich begnüge mich mit dem mittleren Menü. Eine halbe Stunde später werde ich zu meinem Tisch geleitet. Zum Auftakt gibt es ein zweites Glas Champagner, diesmal ein 2009er Schramsberg.

Nach zwei Glas Champagner muss ich mich mit Alkohol etwas zurückhalten. Ich muss ja noch mit dem Auto wieder ins Hotel fahren. Ein Glas Rotwein geht noch, ein 2014er Hirsch Pinot Noir begleitet mich durch den Abend. Der erste Gang ist Mandeln. Was Kostow daraus aus einem einzigen Produkt daraus macht, ist einfach unglaublich. Fabelhaft, ein unvergessliches Gericht. Salat in einem hauchdünnen Teig überzeugt mich dagegen weniger. Mit geräucherten Aal und Seeigel steigt das kulinarische Niveau wieder stark an. Matsutake Pilze mit Kaviar betört mit feinsten Aromen und Umani-Geschmack. Ein Gericht für die Ewigkeit. Nicht weniger gut ist die Ente, die in drei Teilen serviert wird. Die Desserts bestehen nicht aus einer Vielzahl von Zutaten auf dem Teller, sondern konzentrieren sich auf ein Produkt. Das sorgt für einen natürliches intensives Geschmackserlebnis.

Zum Schluss darf ich noch einen Blick in die Küche werfen. Interessant finde ich die unterschiedlichsten Gewürze im Regal. Christopher Kostows kalifornische Küche war ein beeindrucktes Erlebnis. Außergewöhnlich, kreativ, spannend. Der Service war Weltklasse und dabei so locker, wie man ihn nur in amerikanischen Spitzenrestaurants erlebt. Die Rechnung fällt moderat aus, mit allem drumherum $434. Das Menü war eine außergewöhnlich kreative, kulinarische Reise. Ja, es ist teuer, aber war jeden Cent wert. In dieser kühlen Nacht muss ich nicht in das kalte Auto steigen. Der Service denkt an alles, der Innenraum ist vorgewärmt. Perfekter Drei-Sterne-Service.

17. Tag   YOUNTVILLE

Es ist neblig, das wird heute nichts mit einer Ballonfahrt. Ich hole mir einen Kaffee und ein Almond Chocolate Croissant in der Bouchon Bakery, und fahre zum vierten Private Wine Tasting. Manchmal sind es die unverhofften Momente, wo sich tolle Fotogelegenheiten ergeben. Heute ist es der Acadia Drive. Die Allee umgeben von Weinreben scheint endlos zu sein. Die Sonne scheint und der Nebel hält sich noch hartnäckig am Boden. Das schreit gerade dazu die Kamera und das Stativ aufzubauen. Die Allee strahlt regelrecht in der goldenen Morgensonne.

Vom Napa Valley geht es über die Oakville Grade, Dry Creek Road und Trinity Rd ins Sonoma Valley. Eine zehn Meilen lange schmale Back Road mit unzähligen Serpentinen. Auf dem Gipfel kann man hinab ins Sonoma Valley blicken. Während oben die Sonne scheint, liegt im Tal noch dichter Nebel. Auf den Hügeln westlich von Oakville befindet sich das Harlan Estate Weingut. Hier wird eine der gefragtesten Rotweine im Napa Valley angebaut. Harlan Estate ist ein Mix aus 80% Cabernet Sauvignon mit dem Rest von Merlot und Cabernet Franc. Die geringe Produktion, hohe Nachfrage und diverse 100-Punkte-Bewertung (Parker) sorgen mittlerweile für astronomische Preise. Diesen Rotwein kann man auch nicht direkt vom Weingut zu kaufen. Kult-Weingüter wie Harlan Estate oder Screaming Eagle führen Mailinglisten, und Weinkäufer erhalten eine Benachrichtigung, sobald die nächste Weinzuteilung zusteht. Der gewöhnliche Weinliebhaber hat somit gar keine Chance.

Weinprobe, Teil 6
Um kurz vor zehn Uhr treffe ich auf dem Weingut Hamel Family Wines ein. Das moderne Gebäude fügt sich elegant in die hügelige Landschaft ein. Das einstündige Private Tasting ist nochmals ein Höhepunkt. Nach der Begrüßung und das Wichtigste über die Weinproduktion von Hamel Family Wines werde ich durch die Produktionsstätten geführt. Der Weinkeller ist wie das Gebäude ein Eye-Catcher. Anschließend findet die Weinprobe statt. Zu einem Chardonnay, Zinfandel, zwei Cabs gibt es Cracker und Ricotta aus Petaluma. Besonders der 2015er Isthmus und der 2012er Cabernet Hamel Family Ranch stechen heraus. Auf Grund der geringen Produktionsmenge werden die Weine nur an Mitglieder und Gäste verkauft. Der Isthmus schmeckt sehr gut, fruchtig mit einem erdigen Finish. Da nehme ich doch gleich eine Flasche mit.

Jetzt ist Zeit die Sache mit dem iPhone zu klären. Ich rufe im Diner Boxcar an und siehe da, mein iPhone liegt bereit zum abholen. Vom Weingut ist es nur ein kurzer Umweg und ich bin happy als ich wieder beide iPhones in der Tasche habe. Auch wenn die Bedienung keinen Finderlohn annehmen möchte, lasse ich einen Tip liegen.

Sonoma
Es ist bereits mein fünfter Besuch im Sonoma County, aber der erste in Sonoma. Also wird es Zeit sich Sonoma mal näher anzusehen. Sonoma ist der Geburtsort der California State Bear Flag. Die Sonoma Plaza, die größte in Kalifornien, ist umgeben vom Restaurants, Cafés und Shops. Sonoma State Historic Park inmitten des historische Stadtkern besteht aus sechs Standorte: Mission San Francisco Solano, Blue Wing Inn, Sonoma Barracks, Toscano Hotel, Casa Grande und Lachryma Montis.

Ich fühle mich wie in einem Western-Städtchen. Ich sehe mir zuerst die Mission an und danach die umliegenden historischen Gebäude, darunter das Bear Flag Monument. Sehr fotogen ist auch das Sebastiani Theatre, aber nicht zur Mittagszeit. Zu hart ist das Licht, sodass ich nur ein, zwei Schnappschüsse mache. Es ist heiß, der wärmste Tag seit Santa Monica. Die 30-Grad-Marke wird geknackt, und das in der letzten Oktoberwoche. Bei der Weiterfahrt halte ich noch am Weingut Ashes & Diamonds. Die auffällige weiße Architektur gefällt mir.

Lake Berryessa
Über Napa fahre ich zum Lake Berryessa, der größte See im Napa County. Die zwanzig Meilen lange Route der CA121 und CA128 vom Ortsausgang bis zum See ist eine der schönsten Scenic Drives in Kalifornien. Steil hinauf über die Vaca Mountains und wieder hinunter. Eine Kurve folgt auf die andere, dazu dieser perfekte Grip. Als Motorradfahrer vergebe für diese Strecke das Prädikat Weltklasse. Der Fun-Faktor ist extrem hoch und ich bekomme mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Die Fireblade oder ein Cabrio wäre mir jetzt aber lieber. Weitere 18 Meilen kurvige Strecke durch Canyons sind es bis zum Silverado Trail.

Die Farm
Am frühen Abend besuche ich das Farmstead auf der Long Meadow Ranch, eine von Einheimischen und Touristen beliebtes Restaurant in St. Helena. Auf der Ranch wird Wein, Früchte und Gemüse angebaut. Hier befinden sich auch die ältesten Olivenhaine im Napa Valley. Zur Ranch gehören schottischer Hochlandrinder, die in Tomales weiden. In einem historischen Gebäude wird bodenständige Farm-to-Table-Küche serviert. Ich bestelle Fleischbällchen, Schweinekotelett und ein Apfeldessert. Nach dem gestrigen Sterne-Menü ist es ganz gut wieder auf dem Boden der kulinarischen Tatsachen zu landen. Zurück im Hotel werden die Koffer gepackt und ausnahmsweise gehe ich heute mal früher schlafen.

FAZIT: Fazit Wine Country: Die fünf Tage waren angemessen, auch wenn ich das eine oder andere Weingut nicht besuchen konnte. Das Private Tasting bei Hamel Family Wines hat mir am besten gefallen, tolle Präsentation und sehr gute Weine. Den besten Cabernet gab es aber bei HALL Wines. Wenn man auf die Nebenstraßen ausweicht, begegnet man nur wenigen Touristen, vor allem unter der Woche. Das Wetter war traumhaft, morgens sehr frisch, kletterten tagsüber die Temperaturen bis auf 28 Grad C.

18. Tag   YOUNTVILLE › SAN FRANCISCO

City by the Bay
Die letzte Urlaubswoche verbringe ich in San Francisco. Die Vorfreude ist riesig wieder einige Tage hier zu verbringen, mein letzter Besuch liegt immerhin schon sechs Jahre zurück. Die Stadt auf den sieben Hügel, eigentlich sind es viele mehr, ist mir ziemlich vertraut. Es gibt viele Gründe, warum es mich immer wieder nach San Francisco zieht – die multikulturelle Offenheit, die tolle Architektur, die sehenswerten Galerien und Museen, und natürlich die exquisiten Restaurants. San Francisco ist das kulinarische Herz der Westküste, nirgendwo sonst in USA findet man so viele hervorragende Restaurants. Fünf Sterne-Restaurants werde ich besuchen, vier Mal Erstbesuch und eine Wiederholung.

Um 4.30 Uhr verlasse ich Yountville. Ich nehme die Route über Berkeley nach San Francisco. Erstens ist diese Route am schnellsten und zweitens kann ich die $6 für die Überfahrt über die Bay Bridge bar bezahlen. Ich hole mir noch einen Becher Kaffee und dann geht es los. Es herrscht bereits dichter Verkehr auf dem Freeway und das um diese frühe Uhrzeit. Erster Fotostop ist auf Treasure Island. Die Zufahrt zur Avenue of the Palms ist nicht möglich und der Zugang ist durch eine eingezäunte Baustelle versperrt. Ich fahre wieder zurück und parke oberhalb der Straße. Dieser Fotospot ist zwar nicht ideal, aber damit kann ich leben.

The $6.5 Billion Bridge
Die neue Bay Bridge sieht nicht nur spektakulär aus, spektakulär waren auch die Baukosten. Anfangs mit $250 Millionen kalkuliert, explodierten die Kosten am Ende auf $6,5 Milliarden. Selbst für amerikanische Verhältnisse eine unglaubliche Summe, hier ein >>> Artikel darüber. Interessant ist die Fotoperspektive entlang der Grizzly Peak Rd in den Berkeley Hills. Mit einer 200 mm Brennweite lässt sich die Bay Bridge zusammen mit Yerba Buena Island und San Francisco komprimieren. Diese Spot gefällt mir aber zu Sonnenuntergang besser. Wenn man schon auf der Ostseite der Bay Brige ist, lohnt sich ein Besuch des Paramount Theatre in Oakland. In diesem historischen Filmpalast werden heute noch regelmäßig Kinofilme aufgeführt oder Konzerte veranstaltet. Eine der schönsten Filmpaläste in USA und nachts ein tolles Fotomotiv. Mal schauen, wann ich nach Oakland fahre.

Tank Hill
Der nächste Fotostop ist Tank Hill unterhalb von Twin Peaks. Tank Hill hat seinen Namen von einem Wassertank, der sich einst dort oben befand. Der Tank wurde 1894 aufgestellt und 1957 wieder abgebaut. Wohnhäuser sollten darauf gebaut werden, glücklicherweise erwarb die Stadt das Land und verwandelte den kargen Hügel in einem öffentlichen Park. Parkgelegenheiten finden sich entlang des Twin Peaks Blvd, auf dieser Seite des Hügels führt auch eine kurze Holztreppe hinauf. Hier wimmelt es auch nicht von Touristen, wie tagsüber auf Twin Peaks.

Im Vordergrund sehe ich den Buena Vista Park und dahinter die Skyline und Bay Bridge. Wer noch höher hinauf möchte, Mount Davidson (283 m) ist der höchste Hügel in San Francisco, sechs Meter höher als Twin Peaks. Keine Menschenseele lässt sich blicken und ich genieße die Ruhe auf Tank Hill. Es ist ein schöner Sonnenaufgang, auch wenn ich gerne auf dem Nebel verzichtet hätte. Die 17th Street geht es 17% steil wieder hinunter. Vor der Morgendämmerung kann ich in Castro noch in aller Ruhe fotografieren. Im Castro on Cove gehe ich frühstücken, eines der letzten authentischen Cafés in Castro.

Castro
Der Castro District ist das Zentrum der LGBT-Community (Abkürzung für Abkürzung für Lesbian, Gay, Bi-Sexual, Transgender) in San Francisco. Mitten im Herzen von San Francisco, grenzt Castro an sechs Viertel: Mission District, Noe Valley, Eureka Valley, Twin Peaks, Cole Valley und Lower Haight. Über der Harvey Milk Plaza weht die berühmte Regenbogen Flagge aka Gay Pride Flag, selbst Fußgängerüberwege sind in Regenbogenfarben gestrichen. Die bunten viktorianischen Häuser sind hübsch und stehen den Painted Ladies am Alamo Square in nichts nach.

Das bekannteste Gebäude ist natürlich das Castro Theatre. Der 1922 erbaute Filmpalast wurde vom Architekten Timothy Pflueger entworfen, der auch das berühmte Paramount Theatre (1931) in Oakland entworfen hat. Die Außengestaltung soll an eine mexikanische Kathedrale erinnern. Die Wände im Inneren des Theaters sind mit Motiven bemalt, die mit einem seltenen Nassputz-Verfahren, dem Scrafitto, hergestellt wurden. Der Filmpalast verfügt über 1400 Sitzplätze, davon 800 im Erdgeschoss und 600 Plätze auf dem Balkon. Das markante vertikale Neonschild kam erst in in den späten 1930er Jahren hinzu.

Die Kathedrale
Ich fahre zur Grace Cathedral. Das Bauwerk wurde durch das Erdbeben 1906 komplett zerstört. Der Neuaufbau, entworfen vom Architekten Lewis Hobart, begann 1927 und wurde 1964 abgeschlossen. Die Kathedrale in Nob Hill gilt als eine der schönsten neugotischen Bauwerke in den USA. Das Notre Dame Pate gestanden hat, ist offensichtlich. Besonders sehenswert sind die 68 Glasfenster in der Kathedrale, 34 Stück davon stammen von Charles Connick Studios of Boston, es ist die größte Connick-Sammlung im Westen der USA. Gott sei Dank habe ich das 14-24 mm Superweitwinkel immer dabei. Diese Brennweite ist unbedingt nötig, wenn man den Innenraum einigermaßen formatfüllend fotografieren möchte. Eine Organistin spielt groß auf, so macht Kirchenorgel richtig Spaß. Die daneben verlaufende Jones St nötigt mir immer wieder Respekt ab. Als würde man gegen eine Wand oder in den Abgrund fahren, so steil geht es die Hügel hinauf und hinab. Wer die Jones St mit dem Fahrrad hinaufklettern kann, kann auch bei der Tour de France mitfahren.

Im San Francisco Art Institute ist eine der schönsten Murals zu sehen. „The Making of a Fresco Showing the Building of a City” von dem legendären Wandmaler Diego Rivera. Das Wandbild wurde von SFAI-Präsidenten William Gerstle in Auftrag gegeben und von Rivera innerhalb eines Monats im Mai 1931 fertiggestellt. Das Fresko zeigt den Bau einer Stadt und die Anfertigung eines Freskos, einschließlich Personen, die in den Auftrag involviert sind, sowie Ingenieure, Künstlerassistenten, Bildhauer, Architekten und Arbeiter. Leider schwierig frontal zu fotografieren, es sei man hat eine Leiter dabei. Ein Blick von der Dachterrasse ist auch nett. Jetzt wird es Zeit zum Hotel zu fahren. Der Verkehr in San Francisco ist ätzend, dagegen war das Autofahren in Los Angeles entspannend.

South Beach
Als Unterkunft habe ich mich für das Hotel VIA im Viertel South Beach entschieden. Noch vor 10 Jahren bestanden die Viertel South Beach bzw. South End aus heruntergekommenen Lagerhäusern. Heute findet man hier hippige Lofts, Cafés, Clubs und Restaurants. Das Hotel, gegenüber dem A&T Park, liegt optimal für meine Unternehmungen in SoMa und die Tram-Station befindet sich direkt davor. Das schicke Boutique-Hotel wurde im Frühsommer 2017 eröffnet. Hip ist die Rooftop Lounge mit Blick auf dem Financial District, Bay Bridge und A&T Park. Das Zimmer kostet $387 pro Nacht. Bequem wie ich bin, nehme ich das Valet Parking in Anspruch.

Als ich das Zimmer in der vierten Etage betrete, blicke ich vom Fenster direkt auf eine Ziegelwand. Na toll, hätte ich doch direkt gebucht, anstatt über ein Hotelportal. Also wieder hinunter zur Rezeption. Im ruhigen Ton teile ich der Dame mit, dass mir die Aussicht überhaupt nicht gefällt und ich gerne ein anderes Zimmer haben möchte. Für $20 pro Tag bekomme ich ein Upgrade in der obersten Etage. Na also, geht doch! Das Wifi ist so schnell, sodass ich gleich alle mobilen Geräte auf Vordermann bringe. Nachdem ich die Koffer abgeladen habe, geht es gleich weiter. Ungewöhnlich in San Francisco, ich sehe fast keine Obdachlose in South Beach. Ich hole mir noch den Muni Drei-Tage-Pass, wobei ich meine Zweifel habe, ob ihn auch ausnutzen werde.

Dogpatch
Am Nachmittag bin ich in Dogpatch unterwegs, genauer gesagt im San Franciscos Working-Class Historic District südlich von South Beach. „Like a Local” trifft es gut, nur selten verirren sich Touristen in dieses kleine Viertel. Eine Parklücke zu finden, ist Glücksache. Anscheinend ist heute mein Glückstag, und ich finde sofort einen kostenlosen Parkplatz. Das Viertel wurde 1906 von dem großflächigen Erdbeben und Brand verschont. Deswegen findet man in Dogpatch auch noch einige der ältesten viktorianischen Häuser in der Stadt. Ich schaue zuerst ins Neighbor Bakehouse hinein. Hier bin ich nur wegen der exquisiten Butter-Croissants. Das Croissant ist so knusprig und luftig, bessere findet man nicht einmal in Paris. Zum Abschluss gibt es noch eine Strawberry, Buttermilk/Lemon Ice Cream im Mr. & Mrs Miscelleanous. Wow, ein einzigartiges Aroma – die beste Ice Cream seit langem.

Schafe
Potrero Hill ist das Nachbarviertel von Dogpatch. Benannt nach den Schafweiden aus dem 18. Jahrhundert, ist es eines der sonnigsten Viertel in San Francisco, da es größtenteils vom berüchtigten Nebel verschont wird. Heute ist es ein Wohngebiet, dasy man als Tourist nie besuchen würde, aber unter Fotografen ist es ein bekanntes Ziel um die Skyline, Twin Peaks oder die Bucht von San Francisco Bay zu fotografieren. Leider wurden mittlerweile zwei Häuserblocks vor dem Freeway hochgezogen und die S-Kurve ist jetzt nicht mehr sichtbar. Ein Panorama ist auch nicht mehr möglich, weil ein Baum das Blickfeld beeinträchtigt. Potrero Hill ist jetzt nur noch eine 2b-Location. Ein Anwohner spricht mich an und erzählt mir das letztes Jahr zwei Fotografen mit vorgehaltener Waffe bedroht und die Kameras geklaut wurden. Nun ja, selbst hier ist man nicht mehr sicher.

Die malerische Lombard Street gehört zu den Top-Sehenswürdigkeiten in San Francisco, bekannt auch als „The Most Crookedest Street in the World.” Was für eine maßlose Übertreibung! Die Lombard ist nicht einmal die kurvigste Straße in San Francisco. Diese Ehre gebührt der Vermont Street zwischen der 20th und 22th Street in Potrero Hill. Die Vermont Street ist viel kurviger und steiler, und dort gibt es garantiert keinen Stau. Dafür hat die Lombard eine zusätzliche Kurve und ist ganz klar das schönere Fotomotiv.

Californios
Restaurantkritiken sind meist langweilig zu lesen. Das ist mal eine Ausnahme. Das Food-Portal Infatuation schreibt über das Restaurant Californios: „A great multi-course meal is like a great musical album. The whole experience has to flow. Each course builds on the one before. An item near the end might riff on one from the beginning. A few tracks stand out, but the whole surpasses the parts. Californios has incredible flow. From the bites at the start to the snacks at the finish, this place brings rhythm. It’s a ten-ish course tasting menu of food that shares dish names with simple Mexican food (menudo, queso), but goes way beyond in innovation and execution.”

Das Californios ist das einzige mexikanische Restaurant in Nordamerika, dass mit zwei Michelin Sterne (Michelin 2018) ausgezeichnet ist. Küchenchef Val M. Cantu hat zuvor im Pujol in Mexico City, im Uchi in Austin und im Sons & Daughters in San Francisco gearbeitet, bevor er 2013 das Californios zunächst als Pop-up eröffnete. Lyft fährt mich ins Mission, wo sich das Californios in einem unscheinbaren Gebäude befindet. Die Einrichtung ist elegant, aber gemütlich. Es gibt nur achtzehn Sitzplätze und sieben am Counter. Der Service ist flott und aufmerksam. Die zwanzig Gänge waren sehr gut bis hervorragend. In Erinnerung bleiben die Abalone und der Heilbutt. Das Californios hat mich kulinarisch sehr verwöhnt. Wer die mexikanische Küche nur auf Taco und Tortilla reduziert, wird sich im Californios nicht wohlfühlen.